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gutmann pelletssilo

BigSEE Architecture Award 2021

Transformation eines Silos
Die Entwurfsaufgabe bestand darin, ein bestehendes Getreidesilo aus dem Jahr 1978 in ein Umschlagzentrum für Holzpellets mit neuer und erweiterter Nutzung zu transformieren.

Die Vorgabe des Bauherrn war, Silo und bestehende Silotechnik weiter zu nutzen und auf dem Silo einen speziell zu gestaltenden „Kunstraum“ für Firmenveranstaltungen zu errichten, der zugleich als „lokales Landmark“ ein Firmenwahrzeichen ist.

Weiters wurde ein Zubau für die Anlagentechnik benötigt, der die Räume für Anlieferung und Verladung der Holzpellets, sowie ein lokales Heizkraftwerk aufnimmt.

Der bauliche Bestand war bestimmt von dem im Gewerbegebiet weithin sichtbaren Silogebäude, das zusammen mit anderen Relikten früherer Nutzungen wie rostigen Tanks und baufälligen Flugdächern die Stimmung einer verlassenen Industrieanlage ausstrahlte.

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Entwurf

Der Entwurf wurde gemeinsam mit Architekt Hanno Schlögl entwickelt. Am Beginn der Planung stand eine umfangreiche Variantenfindung, die von der Frage des angemessenen Umgangs mit dem Silo als „prägender baulicher Struktur“ bestimmt war und zugleich die von der Stadt Hall vorgegebene bauliche Höhenbeschränkung berücksichtigen musste:
– Silo-Dachaufbau: Schaffung einer gebauten „Krone“
– Silo und Dachaufbau: „Nobilitierung des Silos“ (Hanno Schlögl)
o Veränderung der Proportionen des Baukörpers
o Schaffung eines neuen Ganzen
– Silo und Zubau: Spannungsaufbau zwischen vertikalem „Turm“ und horizontaler „Platte“

Erste Varianten versuchten die Materialisierung der neuen Bauteile in Anlehnung an vorgefundene Objekte wie den „rostigen Tank“ in Kontrast zum bestehenden Betonbau.
Die „Krone“ wurde …
– baulich und in Materialisierung als deutlich abgesetzter Bauteil
oder
als ein mit dem Bestand eine bauliche Einheit bildender Aufbau geplant
– mit rundum offener
oder
geschlossener Fassade mit fokussierenden Öffnungen vorgeschlagen
– über eine außenliegende
oder
eine im Silo angeordnete Erschließung angebunden
Neue Baukörper wurden als „Zitate“ der früheren Nutzung zum Teil zylinderförmig ausformuliert.

Ausführung

Die mit dem Bauherrn für die „Krone“ festgelegte Ausführungsvariante ist eine „Rasterfassade“ aus Betonfertigteilen, sodass sich Silo und „Krone“ zu einem „Monolithen“ verbinden:
– einheitliche Materialität
– Silozellen und Fassaden-Lisenen als deren äußeres Abbild definieren Modul für Betonfertigteilfassade-Krone und Zubau
– Nutzung von zwei Silozellen für neue Hauptstiege und Aufzug zur Vermeidung von Zubauten für die Erschließung, damit die „archaische Kraft des Silos“ erhalten bleibt.
– Die Betonfertigteilfassade umhüllt die zwei obersten Geschoße für Anlagentechnik und die darüber liegende Lounge und fasst diese baulich zu einer Einheit zusammen -> „Krone“
– Distanzierung Betonfertigteilfassade von Glasfassade Lounge -> räumliche Tiefe von außen und von innen her spürbar

Die Ensemblebildung von Silo und Zubauten wird durch Abstimmung der Kubaturen und deren Materialität betont. Die Zubauten wurden daher überwiegend in Sichtbeton ausgeführt, großvolumige Anlagenteile wurden mit anthrazitgrauen Paneelfassaden eingehaust.

Die Betonfertigteilfassade nimmt in ihren Elementgrößen und Unterteilungen das vom Silo abgeleitete Modulmaß der Silozelle auf.
Die Fassade ist außen auf der schalreinen Seite profiliert, sodass sich Elementfugen und andere Fugen nicht unterscheiden und eine „Durchlaufwirkung“ der aneinandergereihten Elemente erzeugt wird.
Die händisch abgezogene Innenseite der Fassadenelemente lässt die Rauigkeit des Betons spüren, die durch die räumliche Distanzierung von Glas- und Betonfertigteilfassade vor allem durch das lebendige Schattenspiel bei mittäglichem Streiflicht gut sichtbar ist.

Der „Kunstraum“ in 45m Höhe lässt die Weite des umgebenden Panoramas spüren, zugleich umschließt die dem Glaskubus vorgeblendete Betonrasterfassade die Besucher des Raumes in einer „eigenen Welt“ und lässt die Schwere des darunter liegenden Betonbaus erahnen.

Die innenliegende Stiege ist der einzige Ort im Gebäude, an dem eine frühere Silozelle betreten werden kann und räumlich erlebbar ist.

Die bauliche Umsetzung erfolgte in einem Jahr. Nach den Abbruchmaßnahmen wurde auf dem Silo der Neubau für Anlagentechnik und „Kunstraum“ als Stahlbau errichtet. Nach Schließen von Paneel- und Glas-Fassade wurde die Betonfertigteilfassade in Flucht der Siloaußenwände Stück für Stück auf die bestehende Gebäude-Attika und den Stahlbau aufgesetzt.
Engagement und Begeisterung des Bauherrn für den Bau waren außerordentlich.

Transformation

Die Transformation bestehender Gebäudestrukturen für neue und erweiterte Funktionen im Sinne eines sorgsamen und nachhaltigen Umgangs mit vorhandenen Ressourcen ist in der heutigen Zeit eine sehr aktuelle und wichtige Aufgabe.
Ein anonymer Gewerbebau wurde durch die „Nobilitierung“ des Silos zu einem architektonisch markanten Gebäude, einem „lokalen Landmark“ und Firmenwahrzeichen.

English version

„GUTMANN PELLETSSPEICHER“ – TRANSFORMATION OF A SILO

The task of the design was to transform a grainsilo built in 1978 into a storing- and trading-center of wood-pellets. The silo and related technical outfit will be used as before, but the client asked for a new „art-lounge“ on the silo’s top for business-use and events creating by this a „local landmark“ and firm-emblem. An extension to the silo was built for pellets-manipulation and a small heating plant fueled by pellets.
The existing structures were dominated by the tall silo; together with other relicts of former use like rusty tanks and shed roofs the place spreaded out the mood of an abandoned industrial complex.

Design
The design was developped in collaboration with Architect Hanno Schlögl, various options were checked in order to define the appropriate approach how to deal with the „dominating structure of the silo“ and how to comply with the zoningregulations oft he city:

  • Silo-rooftop-extension -> create a built „crown“ („Krone“)
  • Silo and rooftop-extension -> „Ennoblement oft he Silo“ (Hanno Schlögl)
    • Creation of a new built entity
    • Change of the proportions of the building

    The „crown“ was planned

    • as independent element on top of the Silo – or – unifying with the base
    • with an all-open facade – or – with a closed facade with well defined openings



    Realization
    The final desgin was defined together with the client. The „crown’s“ facade is made up of prefabricated concrete-elements forming all together a structural grid of regular openings derived from the basic module of the Silo-Structure, the „Silo-cell“. Silo and „Crown“ unify to a „Monolith“:

    • same material of existing and new structure
    • Prefab-concrete facade unifies the two top-levels to one built element -> the „crown“
    • Silo-Cells and lesenes define structural grid of facade-elements
    • Space between prefab-concrete facade and glass-facade allow to explore the „spatial depth of the volume“ from in- and outside
    • Stair and Elevator are located inside of the structure -> by this no built addition to the Silo was necessary and the archaic strenght of the Silo could be kept
    • similar materials of existing and new-built structures and zoning of the different volumes created a new „built ensemble“; technical outfit is housed by dark-grey metal-panels.

Visitors of the art-lounge 45m above ground feel the wideness of the surrounding panorama, at the same time the enclosing prefab-concrete facade with it´s grid-structure in front of the glass-cube gives them the feeling of being „far-off-reality“ and makes aware the heaviness of the concrete-structure below.
The stairwell is the only space in the building, wehre the Silo´s original structure is accessible and this unique space can be explored.
The project was realized within one year. When demolition-work was finished the new rooftop-structure was errected in steel and cladded with a glassfacade. Afterwards piece by piece the prefab-concrete facade was put in place, extending the original Silo´s facade to a height of almost 50 meters, giving the new „Monolithe“ it´s final form.
Engagement and enthusiasm of the client for the project were extraordinary.

Transformation
Transformation of existing structures for new and extended use in order to deal with resources in a cautious and sustainable way nowadays has become an important task.
An anonymous industrial structure by the „Ennoblement of the Silo“ became an impressive architectural site, a „local landmark“ and an emblem of the client´s company.

Architekt
obermoser + partner architekten
mit Architekt Hanno Schlögl
Bauherr
Gutmann GmbH
Standort
Hall in Tirol, Österreich
Fertigstellung
Juli 2020
Planungsteam
Johann Obermoser, Hanno Schlögl, Thomas Gasser, Daniel Wenter, Jörg Raich, Werner Heis, Simon Westreicher, Harald Brutscher (Visualisierungen)
Fotografie
David Schreyer